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Bei Krisengesprächen über den wiederaufgeflammten Grenzkonflikt zwischen Thailand und Kambodscha haben sich die beiden Nachbarstaaten auf weitere Friedensbemühungen geeinigt. Die neuen bilateralen Gespräche sollen am Mittwoch stattfinden, wie Thailands Außenminister Sihasak Phuangketkeow am Montag zum Abschluss eines Treffens des südostasiatischen Staatenbundes Asean in Kuala Lumpur mitteilte. Derweil wurden die Kämpfe in der Grenzregion fortgesetzt. Durch thailändischen Artilleriebeschuss wurde kambodschanischen Angaben zufolge ein chinesischer Staatsbürger verletzt.
Die Außenminister der Asean-Staaten, zu denen auch Thailand und Kambodscha gehören, berieten in der malaysischen Hauptstadt Kuala Lumpur über ein Ende der im Dezember erneut ausgebrochenen Kämpfe zwischen den beiden Nachbarländern. Bislang wurden dabei nach Behördenangaben mindestens 23 Menschen in Thailand und 20 in Kambodscha getötet, darunter Soldaten wie Zivilisten. Beide Seiten beschuldigen sich gegenseitig, die erneuten Zusammenstöße ausgelöst zu haben, und berufen sich jeweils auf ihr Recht auf Selbstverteidigung.
Ende Oktober hatten Thailand und Kambodscha im Beisein von US-Präsident Donald Trump ein Abkommen unterzeichnet, das einen langfristigen Frieden sichern sollte. Thailand setzte die Umsetzung des Friedensabkommens im November jedoch aus.
Ein Waffenstillstand werde "nicht durch eine Ankündigung, sondern durch Taten erreicht", erklärte Thailands Außenminister Sihasak am Montag. Das Waffenstillstandsabkommen sei wegen Drucks aus Washington "in Eile" geschlossen worden, um "rechtzeitig zum Besuch von Präsident Trump" unterzeichnet zu werden. Zwar sei es gut, möglichst bald zu einer friedlichen Einigung zu kommen, aber es benötige ausreichend Zeit für eine Einigung, "die auch wirklich Bestand hat und respektiert wird", betonte der thailändische Außenminister.
Unterdessen wurden die Kämpfe am frühen Montagmorgen nach Angaben des kambodschanischen Innenministeriums fortgesetzt. Durch Artilleriebeschuss aus Thailand auf "zivile Gebiete" in der kambodschanischen Grenzregion Battambang sei ein chinesischer Staatsbürger verletzt worden, erklärte das Ministerium. Zudem sei "ein Wohnhaus vollständig zerstört" worden.
Thailands Regierungschef Anutin Charnvirakul traf sich unterdessen mit dem chinesischen Gesandten Deng Xijun, um über den Grenzkonflikt zu beraten. "China als neutrales Land möchte keine Konflikte in dieser Region sehen", erklärte Anutin vor Journalisten in Bangkok.
"Als Freund und enger Nachbar sowohl Kambodschas als auch Thailands hofft China aufrichtig, dass beide Seiten von der Wahrung des Friedens und der Stabilität entlang der Grenze der beiden Länder ausgehen werden", sagte Chinas Außenamtssprecher Lin Jian.
Durch den wiederaufgeflammten Konflikt wurden hunderttausende Menschen in beiden Ländern vertrieben. In Kambodscha seien mehr als 518.000 Menschen vor thailändischen Angriffen geflohen, erklärte das Innenministerium in Phnom Penh. Nach Angaben aus Bangkok wurden auf thailändischer Seite rund 400.000 Menschen vertrieben.
Der Streit zwischen Thailand und Kambodscha schwelt seit Jahrzehnten. Im Mittelpunkt des Konflikts steht die Grenzziehung im sogenannten Smaragd-Dreieck, wo die thailändische Provinz Surin, die kambodschanische Provinz Oddar Meanchey sowie Laos aneinander grenzen. Der Konflikt ist die Folge einer unklaren Grenzziehung durch Kambodschas ehemalige Kolonialmacht Frankreich im Jahr 1907.
Y.Watanabe--JT