The Japan Times - Nemo aus der Schweiz gewinnt Eurovision Song Contest

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Nemo aus der Schweiz gewinnt Eurovision Song Contest
Nemo aus der Schweiz gewinnt Eurovision Song Contest / Foto: Tobias SCHWARZ - AFP

Nemo aus der Schweiz gewinnt Eurovision Song Contest

In einem der politisch umstrittensten Eurovision Song Contests (ESC) in der Geschichte des Wettbewerbs hat der Schweizer Starter Nemo gewonnen. Nemo setzte sich in der Nacht zu Sonntag mit 591 Punkten gegen den in den Wettbüros favorisierten Kroaten Baby Lasagna durch, der insgesamt 547 Punkte holte. Deutschland wurde starker Zwölfter. Das ESC-Finale wurde von Protest gegen Israel begleitet, deren Sängerin Eden Golan erhielt Pfiffe und Buhrufe.

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Nemo ist der erste nichtbinäre Gewinner des zum 68. Mal ausgetragenen ESC. Nemo sagt von sich, sich weder als Mann noch als Frau zu fühlen. Der in Berlin lebende Schweizer Starter erzählt mit "The Code" auch seine eigene Geschichte. Die Inszenierung von "The Code" ist bombastisch, das Lied gilt als eine Schweizer Variante des Welthits "Bohemian Rhapsody" von Queen. Nemo begleitete den Auftritt mit einer artistischen Bühnenshow.

Für die Schweiz ist es der dritte Sieg in dem Wettbewerb. Zuletzt gewann 1988 Céline Dion für die Eidgenossen, die nun Gastgeber des nächsten ESC werden. Nach dem Gewinn des gläsernen Mikrophons des Siegers zeigte sich Nemo "wirklich dankbar". "Die ganze Erfahrung war wirklich intensiv."

Die Begleitumstände mit der Diskussion um Israel hätten ihn allerdings "wirklich traurig" gemacht. Nemo war die Siegtrophäe, ein gläsernes Mikrophon, nach dem Sieg auf den Boden gefallen und zerbrochen. Die Trophäe lasse sich reparieren, womöglich sei das auch mit dem ESC möglich, sagte der in Berlin lebende Schweizer Starter.

Hinter der Schweiz und Kroatien wurde die Ukraine Dritter, Frankreich landete auf dem vierten Platz. Israel wurde Fünfter. Die Israelin Eden Golan holte die zweitmeisten Stimmen beim Publikum. Von allen der im Vorfeld favorisierten Starter bekam sie aber von den Jurys der 37 Teilnehmerländer die mit Abstand wenigsten Punkte und landete in der Jurywertung nur auf Platz zwölf.

Die Musik geriet trotz zahlreicher starker Beiträge beim ESC allerdings fast in den Hintergrund wegen der Proteste gegen die Teilnahme Israels. Nachdem in den Tagen während des Wettbewerbs in Malmö schon wiederholt Menschen einen Ausschluss Israels vom ESC gefordert hatten, gingen auch am Samstag mehrere tausend Menschen auf einer pro-palästinensischen Demonstration auf die Straße.

Vor der Malmö Arena riefen pro-palästinensische Demonstranten den Zuschauern beim Reingehen in die Halle "Shame on you" - schämt euch - entgegen, wie ein Reporter der Nachrichtenagentur AFP am Samstag berichtete. Die zu den Protestierenden zählende schwedische Klimaaktivistin Greta Thunberg wurde von der Polizei abgeführt.

Die aufgeheizte Stimmung schlug sich auch im Wettbewerb nieder: Die Israelin wurde ausgepfiffen und ausgebuht, einige Zuschauer verließen aus Protest während ihres Auftritts die Arena. Der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung, Felix Klein, verurteilte die antiisraelischen Proteste "auf das Schärfste. Es entspricht einem gängigen antisemitischen Muster, Israelis kollektiv in Haftung für Handlungen ihrer Regierung oder ihrer Armee zu nehmen, die sie oftmals selbst verurteilen", sagte Klein den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Eden Golan stand in Malmö unter einem verschärften Polizeischutz.

Für den unter dem Slogan "United by Music" - vereint durch Musik - stehenden Wettbewerb waren die Unmutsäußerungen gegen Golan Ausdruck einer beispiellos negativen Stimmung. Israel reagiert mit seinem Vorgehen im Gazastreifen auf den Angriff der islamistischen Palästinenserorganisation Hamas am 7. Oktober.

Getrübt wurde die Stimmung beim ESC zusätzlich durch den umstrittenen Ausschluss des Niederländers Joost Klein wenige Stunden vor dem ESC-Finale. Das niederländische Fernsehen legte wegen des Ausschlusses des mit seinem Lied "Europapa" zu den Mitfavoriten zählende Klein Beschwerde ein. Klein soll nach niederländischen Angaben eine Drohgeste gegen eine Kamerafrau gemacht haben und deshalb ausgeschlossen worden sein.

Der deutsche Starter Isaak wollte sich nicht zu den Protesten gegen Israel äußern. Mit seinem eigenen Auftritt sei er "sehr zufrieden", sagte Isaak. Es habe sich für ihn auf der Bühne "sehr, sehr gut" angefühlt. "Ich war voll bei mir. Ich habe so abgeliefert, wie ich mir das erwartet habe."

Isaaks zwölfter Platz ist das beste deutsche Abschneiden beim ESC seit dem vierten Platz von Michael Schulte im Jahr 2018. In den vergangenen beiden Jahren war Deutschland jeweils Letzter geworden.

Die etwa vierstündige Fernsehübertragung des ESC war mit fast acht Millionen Zuschauern und 1,4 Millionen Streams im Internet ein Erfolg. Weltweit wurde mit mehr als 160 Millionen Zuschauern gerechnet, was den ESC zum weltweit am meisten beachteten Musikwettbewerb macht.

K.Yoshida--JT